Alon Ohel, israelischer Geisel-Überlebender, während eines TV-Interviews nach zwei Jahren Gefangenschaft in Gaza.
„Das ist der erste widerlegte des Tages.“

Alon Ohel überlebt zwei Jahre Geiselhaft – Folter, Hunger und Rückkehr ins Leben

🔵 Alon Ohel überlebt zwei Jahre Geiselhaft – Folter, Hunger und Rückkehr ins Leben

Alon Ohel war 20 Jahre alt, als Hamas ihn verschleppte. Zwei Jahre später erzählt er von einer Realität, die selbst erfahrene Menschenrechtsforscher sprachlos macht. Sein Bericht durchbricht die Lärmwolke aus politischen Statements, Verschwörungserzählungen und medialer Gleichgültigkeit. Er zeigt, was Geiseln in Gaza tatsächlich erwartet.

Ein Tag, der sein Leben zerstörte

Als Terroristen am 7. Oktober das Nova Festival angriffen, befand sich Alon Ohel mitten in einem der tödlichsten Überfälle auf Zivilisten in der Geschichte Israels. Was viele Besucher zunächst für vereinzelte Schüsse oder ein fernes Gefechtsgeräusch hielten, entpuppte sich innerhalb von Sekunden als koordinierter Massenangriff. Die ersten Raketenalarm-Sirenen hatten einige bereits verunsichert, doch niemand rechnete damit, dass bewaffnete Hamas-Kämpfer mit Pick-ups, Motorrädern und Gleitschirmen direkt in die Menge eindringen würden.

Als die Terroristen das Festivalgelände erreichten, verwandelte sich das Areal schlagartig in ein Chaos aus panischer Flucht, Schreien und ununterbrochenem Dauerfeuer. Die Salven aus Kalaschnikows machten schnell klar, dass dies kein kurzes Gefecht wäre, sondern ein gezielter Versuch, so viele Menschen wie möglich zu töten oder zu entführen. Für Alon und hunderte andere war jeder Fluchtversuch lebensgefährlich, denn die Angreifer schossen systematisch auf fliehende Zivilisten.

Inmitten dieses Infernos stand ein junger Mann hervor: Aner Shapira, 22 Jahre alt, der sich mit unglaublichem Mut den Angreifern entgegenstellte. Er versuchte, seine Freunde und andere Festivalbesucher zu schützen, indem er die von Terroristen in den Schutzraum geworfenen Granaten immer wieder aufhob und zurückwarf. Acht Granaten soll er laut späteren Berichten abgewehrt haben. Die neunte wurde ihm zum Verhängnis. Die Explosion tötete ihn und verletzte Alon Ohel am Auge.

Dieser Moment markierte für Alon den Übergang vom verzweifelten Überlebenskampf auf dem Festivalgelände zur brutalen Realität, die ihn in Gaza erwartete.

Verschleppt und erniedrigt

Die Entführer warfen Alon Ohel nach eigenen Worten „wie einen Sack Kartoffeln“ auf ein Fahrzeug. Die Reise endete nicht in einem Versteck, sondern zunächst in einem Krankenhaus. Bereits dieser Punkt ist brisant. Alons Beschreibung deckt sich mit Untersuchungen, die belegen, dass medizinische Einrichtungen in Gaza regelmäßig für militärische Zwecke missbraucht werden.

Von dort ging es in ein Privathaus. Was folgte, waren zwei Jahre Folter und systematische Dehumanisierung. Alon Ohel wurde ohne Betäubung operiert und genäht. Er berichtet von Hunger, Fixierung, Erniedrigung und sexueller Belästigung. Seine tägliche Essensration bestand aus einer Pita und ein paar Löffeln Erbsen. An vielen Tagen gab es nur Datteln.

Entmenschlichung als Methode

„Du bist dort kein Mensch“, sagt Alon Ohel rückblickend. Seine Worte sind deckungsgleich mit Aussagen anderer befreiter Geiseln. Die Behandlung folgt einem bekannten Muster. Es geht nicht darum, jemanden am Leben zu halten. Es geht darum, ihn zu brechen, als Propagandawerkzeug zu nutzen und ihn in ständiger Angst zu halten.

Diese Berichte widerlegen die in Europa immer noch populäre Erzählung, Hamas sei eine Art „militante Widerstandsbewegung“. Die Schilderungen von Alon Ohel zeigen das Gegenteil. Sie zeigen ein System, das gezielt foltert, erniedrigt und entwürdigt.

Ein junger Mann, der nicht zerbrochen wurde

Der bemerkenswerteste Teil seiner Geschichte ist jedoch nicht der Horror. Es ist seine Haltung danach. „Für zwei Jahre war ich ein toter Mensch. Aber ich bin stark. Ich bin kein Opfer“, sagt Alon Ohel. Diese Selbstbeschreibung wirkt fast unwirklich angesichts dessen, was er durchlebt hat. Doch sie passt zu der unerschütterlichen Widerstandskraft, die viele israelische Geiseln nach ihrer Freilassung zeigen.

Die Geschichte von Alon Ohel ist kein Einzelfall. Aber sie ist ein Fenster in eine Realität, die gerne ausgeblendet wird. Wer verstehen will, warum Israel nicht aufhört, gegen Hamas vorzugehen, muss nur zuhören, was dieser junge Mann erzählt.

Kommentar: Dieser Fall zeigt mit brutaler Klarheit, warum jede Diskussion über Gaza, über Terrorgruppen und über angebliche Waffenstillstände endlich auf dem Boden der Realität stattfinden muss. Nicht auf Parolen, nicht auf moralischem Nebelkerzenwerfen und schon gar nicht auf den politischen Wunschträumen eines verwöhnten Europas, das Terror oft nur aus der Fernsehperspektive kennt. Es geht um Fakten. Es geht darum, was Organisationen wie Hamas tatsächlich tun, wenn niemand zuschaut. Und es geht um die Frage, wie man eine Gruppe stoppt, die Menschen wie Alon Ohel nicht als Menschen betrachtet, sondern als Material.

Die Geschichte von Alon Ohel ist kein tragischer Einzelfall, den man mal „zur Kenntnis nimmt“ und dann wieder vergisst. Sie ist ein Fenster in eine Welt, die man hierzulande zu gerne ausblendet, weil sie unbequem ist. Seine Worte sind ein Protokoll darüber, was Terror wirklich bedeutet: totale Entmenschlichung, systematische Folter, Hunger, Erniedrigung, Angst. Dinge, die man nicht in Debatten relativieren kann, ohne seine moralische Orientierung komplett zu verlieren.

Seine Worte verdienen weit mehr als einen kurzen Nachrichtenzyklus. Sie verdienen Aufmerksamkeit, sie verdienen Ehrlichkeit und sie verdienen ein Europa, das nicht wegschaut, wenn Menschen auf diese Weise gequält werden. Gerade jetzt, in einer Zeit, in der viele lieber neue Narrative basteln, als die Realität anzuerkennen, erinnern uns seine Aussagen daran, warum Israel kämpft und warum dieser Kampf keine abstrakte geopolitische Debatte ist.

Quellen

* Titelbild: Bildzitat gemäß § 51 UrhG. | Quelle: N12, X

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