🔵 Wenn Hass zur Waffe wird: Die mörderische „Kill List“ gegen israelische Wissenschaftler
Es gibt Momente, in denen die Welt kurz innehält, weil ein Abgrund sichtbar wird, den viele lange ignoriert haben. Genau das passiert gerade. Eine anonyme Website, die sich selbst „The Punishment for Justice Movement“ nennt, hat die Grenze des Sagbaren, Tragbaren und Menschlichen nicht nur überschritten, sondern hinter sich verbrannt. Dort wurden Namenslisten israelischer und jüdischer Wissenschaftler veröffentlicht, versehen mit Fotos, Privatadressen, Telefonnummern, Emailkontakten – und mit Kopfgeldangeboten für ihre Ermordung.
Laut mehreren Medienberichten werden auf der Seite Prämien von bis zu 100.000 Dollar für bestimmte Zielpersonen genannt, 50.000 Dollar für weitere, rund 20.000 Dollar für Brandanschläge und niedrigere vierstellige Beträge für Einschüchterungsaktionen und das Sammeln zusätzlicher Informationen.
Das ist keine anonyme Wut in sozialen Netzwerken, kein entgleister Aktivist, kein radikaler Aufruf aus einer hitzigen Demo heraus. Es handelt sich um eine professionell aufgesetzte Plattform, die nach eigener Darstellung systematisch Daten, Anreize und Aufrufe zu Gewalt gegen Zivilisten bündelt.
Eine eskalierende Entwicklung, die niemand mehr ignorieren kann
Was hier sichtbar wird, ist kein Einzelfall und keine Überraschung für diejenigen, die die Entwicklung des letzten Jahres aufmerksam verfolgt haben. In zahlreichen westlichen Städten wurden auf pro-palästinensischen Kundgebungen Parolen gerufen, die früher als extremistisches Gedankengut galten, die aber heute auf offener Straße geduldet oder sogar beklatscht werden.
Jüdische und israelische Studierende wurden an Universitäten eingeschüchtert, Boykotte und soziale Ächtung gehören inzwischen zum Alltag. Die Grenze zwischen Kritik an einer Regierung und der kollektiven Dämonisierung eines gesamten Volkes ist nicht nur verschwommen – sie ist nahezu ausgelöscht.
Die nun veröffentlichte Mordliste fügt sich ein in ein Klima, in dem israelische und jüdische Menschen zunehmend entmenschlicht wurden.
Die Zielpersonen: Wissenschaftler, Forscher – Menschen des zivilen Lebens
Die Betroffenen sind keine Generäle, keine Politiker, keine Militärkommandeure. Es sind:
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Universitätspräsidenten
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Physikerinnen
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Forscherinnen am Weizmann Institute
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Akademiker der Ben-Gurion-Universität
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Professoren der Hebrew University, der Technion und Tel Aviv University
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Selbst internationale Wissenschaftler, unter anderem aus Harvard, Oxford und CERN.
Einige wohnen gar nicht in Israel, sondern in den USA, Großbritannien oder anderen westlichen Staaten.
Die Website behauptet, diese Menschen hätten „Waffen für die IDF entwickelt“, „Verbrechen gegen palästinensische Kinder begangen“ oder seien „Kollaborateure der Besatzungsarmee“. Diese Anschuldigungen entsprechen typischen propagandistischen Verschwörungserzählungen, für sie gibt es nach bisheriger öffentlicher Berichterstattung keine belastbaren Belege. Einige der Betroffenen arbeiten nicht einmal im militärischen Bereich.
Kopfgelder, Drohungen, Aufrufe zu internationaler Gewalt
Die Website fordert offen zu folgenden Straftaten auf – verbunden mit gestaffelten Geldprämien:
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Ermordung der Wissenschaftler (50.000 – 100.000 Dollar)
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Brandanschläge auf Fahrzeuge oder Häuser (20.000 Dollar)
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Ausspähen und Beschaffung privater Daten (5.000 Dollar)
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Einschüchterungsaktionen vor Wohnorten (1.000 Dollar)
Parallel lädt die Gruppe „alle inoffiziellen bewaffneten Gruppen und Kämpfer“ weltweit ein, sich der Mission anzuschließen.
Israelische Sicherheitsbehörden, darunter Mossad und Shin Bet, haben eine unmittelbare Untersuchung eingeleitet. Auch Universitäten in Israel warnen ihre Mitarbeitenden und Studierenden, besonders bei Reisen ins Ausland.
Sicherheitskreise prüfen laut Medienberichten eine mögliche iranische Beteiligung, sprechen aber bislang ausdrücklich nur von einem Verdacht, nicht von einer bestätigten Täterschaft.
Eine digitale Fortsetzung alter Muster
Der Mechanismus ist historisch bekannt:
Entmenschlichung – Dämonisierung – Gewaltaufrufe – physische Angriffe.
Er funktioniert seit Jahrhunderten, in verschiedenen Ländern, gegen verschiedene Minderheiten. Neu ist, wie professionell und global digital vernetzt solche Strukturen heute arbeiten.
Die Website wurde zeitweise deaktiviert, tauchte jedoch erneut auf. Nach Medienberichten nutzt die Seite technische Verschleierungsmethoden wie VPN-Dienste und verschlüsselte Kommunikation. Einige Berichte gehen davon aus, dass die Infrastruktur in einem westlichen Staat – mutmaßlich in Europa, möglicherweise in den Niederlanden – steht; gesichert ist dies bislang jedoch nicht.
Stimmen der Betroffenen
Die Reaktionen reichen von besorgt bis bitter-ironisch:
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Daniel Chamovitz, Präsident der Ben-Gurion-Universität, zeigte sich vor allem „besorgt über den extremistischen Diskurs, der Gewalt legitimiert“ und vertraut auf die Behörden.
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Andere Akademiker sagen, das Abschalten der Seite sei nur ein Symptom, nicht die Lösung.
„Wir laufen mit Zielen auf unseren Köpfen herum, das gefährdet auch unsere Familien.“ -
Ein Professor aus Oxford reagierte sarkastisch, er sei „beleidigt, dass sein Leben so billig bewertet“ wurde.
Doch Humor ist hier nur ein dünner Schutzpanzer. Das Ausmaß der Bedrohung ist real.
Ein Angriff auf Wissenschaft, Freiheit und Demokratie
Dieser Vorgang betrifft weit mehr als die direkt Betroffenen. Er ist ein Angriff auf:
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die Freiheit der Wissenschaft
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die Sicherheit jüdischer Gemeinschaften weltweit
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die Grundwerte demokratischer Gesellschaften
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das Recht, ohne Angst zu leben
Die Botschaft der Täter ist eindeutig: Wer jüdisch ist oder für eine israelische Institution arbeitet, darf überall auf der Welt als „legitimes Ziel“ betrachtet werden.
Das muss jede demokratische Gesellschaft alarmieren.
Eine klare Grenze – und ein klarer Auftrag
Wir erleben, wie Worte zu Waffen werden. Wie politische Parolen zu Gewaltfantasien mutieren. Und wie aus digitalen Hasskampagnen reale Mordaufrufe entstehen.
Dies ist ein Wendepunkt. Wer jetzt schweigt, macht sich mitschuldig an der Normalisierung tödlichen Judenhasses. Es braucht klare Reaktionen, rechtliche Schritte, internationale Ermittlungen und eine gesellschaftliche Haltung, die diese Eskalation nicht relativiert.
Es geht hier nicht um Israelpolitik. Nicht um Gaza. Nicht um Kritik.
Es geht um das elementare Recht, als Mensch zu leben, ohne zur Zielscheibe erklärt zu werden.
Wir stehen vor einer einfachen Frage – einer, die keine Ausflüchte zulässt:
Wollen wir akzeptieren, dass der Mord an Juden und Israelis wieder offen organisiert wird?
Die Antwort darauf darf nicht leise sein. Und sie darf nicht warten, bis das erste Kopfgeld eingelöst wird.



