🔵 Herzog Park Dublin – Streit um Umbenennung und jüdische Erinnerungskultur
Herzog Park Dublin steht im Zentrum einer hitzigen Debatte, die weit über einen einfachen Parknamen hinausreicht. Was als lokale Entscheidung begann, entpuppte sich schnell als Symbolstreit über jüdische Erinnerungskultur, Israelkritik, historischen Kontext und die Frage, wie weit politische Aktivisten in Irland bereit sind zu gehen, um ihre Botschaften im öffentlichen Raum zu verankern.

Die Hintergründe – wer Chaim Herzog war und warum ein Park seinen Namen trägt
Der Herzog Park Dublin wurde 1995 anlässlich des 100. Geburtstags von Chaim Herzog benannt. Herzog war nicht nur der sechste Präsident Israels, sondern auch ein bedeutender Brückenbauer zwischen Irland und jüdischem Leben. Sein Vater, Rabbiner Isaac Herzog, diente zuvor als Oberrabbiner Irlands, bevor die Familie nach Palästina übersiedelte. Herzog selbst wurde später General, Diplomat und Staatspräsident. Die Verbindung zur irischen Geschichte ist also historisch belegt und politisch relevant.
Die Benennung des Parks war ursprünglich ein Zeichen der Anerkennung für diese gemeinsame Geschichte. Vertreter der jüdischen Gemeinde Irlands nahmen damals an der Einweihung teil und sahen darin eine Geste des Respekts und der Verbundenheit.
Der Auslöser – warum Aktivisten die Umbenennung forderten
Mehrere pro-palästinensische Gruppen forderten 2025 eine Umbenennung des Parks, vorzugsweise in „Free Palestine Park“. Die Begründung lautete, Israel betreibe „Unterdrückung“, und die Präsenz eines israelischen Präsidentennamens im öffentlichen Raum sei „unangebracht“.
Diese Forderung ist nicht isoliert zu betrachten. In Irland hat sich in den letzten Jahren eine besonders laute antiisraelische Bewegung entwickelt, die seit dem Gazakrieg verstärkt versucht, öffentliche Strukturen ideologisch umzudeuten. In diesem Kontext fiel auch der Versuch, den Herzog Park Dublin umzubenennen.
Die politische Dynamik – eine kleine Abstimmung mit großer Wirkung
Eine Kommission des Dubliner Stadtrats stimmte der Umbenennung zunächst zu. Doch schon in diesem frühen Stadium wurden Stimmen laut, die vor einer politisierten Erinnerungskultur warnten. Der einzige Stadtrat, der dagegen stimmte, äußerte klar, dass historische Namen nicht wegen aktueller geopolitischer Konflikte ausgelöscht werden sollten.
Für viele Juden in Irland war die Entscheidung ein Schock. Was als symbolische Geste pro Palästina gedacht war, wurde von der jüdischen Gemeinde als Angriff auf ihre Identität empfunden – und als Versuch, jüdische Geschichte in Dublin unsichtbar zu machen.
Die Reaktionen – scharfe Kritik aus Irland und Israel
Die jüdische Gemeinde Dublins kritisierte die Entscheidung scharf. Vertreter warnten, dass eine solche Umbenennung Wunden aufreiße und das jüdische Leben in Irland weiter unter Druck setze.
Auch Israel schaltete sich ein. Offizielle Stellen betonten die historische Rolle von Chaim Herzog im Kampf gegen den Nationalsozialismus sowie sein Engagement für Demokratie und Frieden. Eine Entfernung seines Namens wurde als historische Verzerrung kritisiert.
Der Fall erhielt schnell internationale Aufmerksamkeit und passte in ein größeres Muster: Israelkritik kippt oft in Richtung Delegitimierung jüdischer Geschichte, jüdischer Identität und des Zionismus – ein Prozess, der auch in Irland sichtbar ist.
Warum die Stadt zurückruderte
Ende November 2025 gab Dublin bekannt, das Verfahren zu stoppen. Offiziell hieß es, ein „Verfahrensfehler“ liege vor. Inoffiziell dürfte der starke öffentliche Druck, insbesondere aus jüdischen Organisationen, Medien und Politik, eine wesentliche Rolle gespielt haben.
Die Stadt kündigte an, der Name Herzog Park Dublin solle bestehen bleiben. Damit wurde der politische Schaden begrenzt, aber die Diskussion an sich hat bereits Spuren hinterlassen.
Was dieser Fall für Europa bedeutet
Das Ringen um den Parknamen zeigt, wie sehr sich der Nahostkonflikt in europäische Innenpolitik verlagert hat. Lokale Beschlüsse werden zunehmend zu Stellvertreterdebatten globaler Konflikte. Dabei geraten jüdische Gemeinden in Europa immer häufiger in eine Lage, in der sie ihre Geschichte und Existenz neu verteidigen müssen.
Der Fall Herzog Park Dublin ist kein Einzelfall. Quer durch Europa häufen sich Debatten über Straßennamen, Denkmäler oder Institutionen, die Bezug zu Israel oder jüdischer Geschichte haben. Die Grenze zwischen legitimer Kritik und antisemitischem Aktivismus verschwimmt dabei immer häufiger.
Einordnung des Konflikts
Am Ende geht es nicht um ein Parkschild. Es geht darum, ob historische Erinnerung von politischen Strömungen überschrieben werden darf. Der gescheiterte Versuch, den Herzog Park Dublin umzubenennen, zeigt die Bedeutung öffentlicher Räume als Orte der Erinnerung – und wie sensibel sie in Zeiten polarisierten Aktivismus geworden sind.
Der Fall ist ein Lehrstück dafür, wie wichtig es ist, jüdische Geschichte sichtbar zu erhalten und nicht zur Projektionsfläche aktueller Konflikte zu machen.
